Humboldt-Universität zu Berlin

Einführungstext zu den Modulen

Stephan Breidbach

 

 

In der Fachdidaktik Englisch verstehen wir universitäres Lehren und Lernen als einen pädagogischen Prozess, an dem Studierende wie Lehrende gleichermaßen beteiligt sind. Auf Seiten der Studierenden ist es ein Prozess des Kompetenzerwerbs als zukünftige Englischlehrer/in. Diesen anzustoßen und zu begleiten ist wiederum die Aufgabe der Lehrenden.

 Das bedeutet, dass Lehrerbildung also gerade keine „Vermittlung von Wissen“ ist und auch nicht sein kann. In der engen Struktur von BA- und MEd-Studiengängen ist es oft leicht, Lehre als Lehrgang und Lernen als Auswendiglernen misszuverstehen: Es drängt die Zeit und die Zahl der Felder, auf denen zukünftige Englischlehrer/innen Kompetenzen entwickeln müssen, ist hoch. Dieses „Lernen“ wird heute aber zu Recht weder für die Schule, in der Sie als Lehrer/innen arbeiten werden, noch in der Universität für richtig gehalten.

In der Universität begegnen sich zwei Sichtweisen auf das Feld der Fremdsprachendidaktik und des/der Fremdsprachenlehrer/in (vgl. als zugehöriges allg. Kompetenzmodell: Nieke, Wolfgang (2002): „Kompetenz.“ In: Otto, Hans-Uwe / Rauschenbach, Thomas / Vogel, Peter (Hrsg.): Erziehungswissenschaft: Professionalität und Kompetenz. Opladen: Leske und Budrich. 13-27.):

  • Eine fachlich-institutionelle Perspektive, die auf die fachspezifischen, fachdidaktischen Wissensbestände und Modellbildungen sowie die Kontextbedingungen von Fremdsprachenunterricht gerichtet ist und
  • eine sozial-selbstreflexive Perspektive, die auf die individuelle, professionelle Entwicklung zukünftiger Fremdsprachenlehrer/innen gerichtet ist.

 

Im Spannungsfeld dieser beiden Perspektiven vollzieht sich im Verlauf des Studiums (und auch darüber hinaus) der Entwicklungsprozess pädagogisch-fachdidaktischer Kompetenz für Fremdsprachen- bzw. Englischlehrer/innen als reflective practitioner (D. Schön).

 

Die fachlich-institutionelle Perspektive:

 

Aus dieser Perspektive sind die Wirklichkeit und Reform des Fremdsprachen- bzw. Englischunterrichts und der Fremdsprachendidaktik zentral: Fachspezifische Wissensbestände und Modellbildungen zur Reflexion von Konzepten für Fremdsprachen-/Englischunterricht. Zudem spielen hier gesellschaftlich vermittelte Entwicklungen, die voraussichtlich großen Einfluss auf die Tätigkeit der jetzt auszubildenden Generation von Fremdsprachenlehrer/ innen haben werden, eine wichtige Rolle.

 

Zur fachlichen Dimension der Lehrkompetenz zählen Gegenstandsbereiche wie

  • Geschichte, Grundbegriffe und Basiskonzepte des Fremdsprachenunterrichts
  • Unterrichtskonzepte und Methodologie des Fremdsprachenunterrichts
  • Diagnose-, Test- und Bewertungsverfahren
  • Feedbackverfahren und Lernberatung

 

Zur institutionellen Dimension von Lehrkompetenz zählen Gegenstandsbereiche wie

  • Organisatorische und administerielle Rahmenbedingungen des Fremdsprachenunterrichts, Urteilsbildung zur Sprachenpolitik
  • Externe und unterrichtsinterne Evaluationsverfahren
  • Funktion von Fremdsprachenunterricht im Fächerkanon
  • Funktion von Fremdsprachenunterricht als gesellschaftliche Aufgabe

 

Die sozial-selbstreflexive Perspektive:

 

Aus dieser Perspektive stehen die Bildungsgänge der Akteure im Mittelpunkt, und zwar zum einen die Studierenden als zukünftige Lehrer/innen mit ihren individuellen Motivationslagen sowie Lern- und Bildungsbedürfnissen und zum anderen die Sicht der Lernenden in der Schule auf die Englische Sprache und das Unterrichtsfach Englisch.

 

Zur sozialen Dimension von Lehrkompetenz zählen Gegenstandsbereiche wie

  • Lerngruppenadäquate Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht
  • Reflexion der Selbstwirksamkeitsvorstellungen
  • Reflexion von Lern- und Bildungswegen von Schüler/innen

 

Zur selbstreflexiven Dimension von Lehrkompetenz zählen Gegenstandsbereiche wie:

  • Reflexion des beruflichen Selbstkonzepts / Lehr- und Lernmotivation
  • Analyse und Erweiterung des eigenen Interaktionsrepertoires
  • Reflexion der eigenen Lehrmotivation und -prioritäten

 

Kompetenzerwerb und Modularisierung

 

Das gesamte Studium ist in Module untergliedert. In der Fachdidaktik sind diese nach beruflichen Handlungsfeldern voneinander abgegrenzt und bauen zugleich in ihren Voraussetzungen aufeinander auf. Das heißt, die Anforderungen in späteren Modulen sind komplexer als die in früheren und machen die Weiterentwicklung und die Vernetzung erworbener Kompetenzen erforderlich.

Ihr Studium ist dann erfolgreich, wenn Sie schließlich in der Lage sind, Sie die Gegenstände der vier Dimensionen (fachlich, institutionell, sozial und selbstreflexiv) in individueller und für Ihre Persönlichkeit authentischer Weise pädagogisch reflektiert zueinander in Beziehung zu setzen und für die Entwicklung eines ebenso authentischen, reflektierten Englischunterrichts und einer eigenen Position im System Schule nutzen zu können.