Statement zu den Angriffen gegen Prof. Maisha Auma
Rassistisch marginalisierte Gruppen wie People of Color sind an deutschen Universitäten massiv unterrepräsentiert – vor allem in den Bereichen mit größerer Entscheidungsmacht und höheren Bezügen, also z.B. bei den Professor*innen und in der Verwaltung. Dabei tragen viele Personen of Color als essential workers, die "systemrelevante" Dienstleistungen erbringen, ganz wesentlich zum Funktionieren der Institutionen bei. Über die klare Ungerechtigkeit hinaus, die solche Ausschlüsse darstellen, gehen der Wissenschaft so vielfältige Perspektiven verloren, die für die Weiterentwicklung der Forschung unerlässlich sind. Wer solche unabweisbaren Sachverhalte aber klar ausspricht, riskiert wie Prof. Dr. Maisha Auma, dafür von Angehörigen rechter Parteien aufs Infamste diffamiert zu werden.
Prof. Auma ist eine international renommierte Wissenschaftlerin, deren Arbeiten ganz wesentlich dazu beigetragen haben, Dynamiken von Diversität z.B. in der Kindheitsforschung zu erhellen. Ihre Schriften zu Critical Race Theory und Critical Whiteness Studies sowie zu Geschlechterstudien sind grundlegend für ein Verständnis von Diversifizierungs- und Marginalisierungsprozessen in Deutschland. Dabei zeichnen sich ihre Arbeiten insbesondere durch Dialogangebote und eine konstruktive Herangehensweise aus. Ihre Studien sind für unsere eigene Forschung von großer Bedeutung.
Die Angriffe gegen Prof. Auma sind Angriffe gegen die Wissenschaft insgesamt. Wir verurteilen sie aufs Schärfste und fordern die entsprechenden Gremien auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Hier geht es nicht um unterschiedliche Meinungen; hier geht es um den Versuch, unbequeme Diagnosen, wie wissenschaftlich fundiert sie auch sein mögen, zu verhindern.
Alle Wissenschaftler*innen sind aufgefordert, sich mit Prof. Auma zu solidarisieren. Insbesondere Universitätsleitungen sind hier in der Pflicht, unmissverständlich Stellung zu beziehen. Es darf nicht sein, dass Vertreter*innen reaktionärer politischer Ideologien die Freiheit der Wissenschaft und die ethischen Grundsätze wissenschaftlicher Auseinandersetzung auf diese entmenschlichende Weise beschädigen.
Weitere Solidaritäts-Statements:
Netzwerk „Gender, Queer, Intersectionality und Diversity Studies“ (Universität Bayreuth)
Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG, HU Berlin)