Humboldt-Universität zu Berlin

Professor Günter H. Lenz verstorben

HU-Amerikanist starb im Alter von 72 Jahren


"There is infinite joy in seeing the World, the most interesting of continued stories, unfold, even though one misses the end." (W.E.B. Du Bois)


Prof. Dr. i. R. Günter H. Lenz (1940 – 2012) studierte Anglistik, Germanistik, Philosophie und Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt und an der University of Bristol in England. 1968 wurde er mit einer Arbeit zur Dichtungstheorie von Samuel Taylor Coleridge in Frankfurt promoviert. Von 1968 bis 1972 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Goethe-Universität. 1972 wurde er zum Professor für Anglistik und Amerikanistik ernannt und lehrte bis 1993 in Frankfurt, wo er mehrere Male Institutsleiter war sowie von 1979 bis 1980 Dekan der  Neuphilologischen Fakultät und von 1981 bis 1983 Direktor des Zentrums für Nordamerikastudien. Von 1990 bis 1993 diente Günter Lenz der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien, deren Beirat er lange Jahre angehörte, als Vizepräsident. Seit 1988 war Günter H. Lenz mehrfach Mitglied des Councils der amerikanischen Association of American Studies (ASA) und Mitglied des International Committee der ASA. 1999 erhielt er für sein Engagement in der internationalen Amerikanistik den Lifetime Achievement Award der ASA. Seit 1995 nahm er mehrere Gastprofessuren an der University of California, Santa Cruz, University of California, Irvine, University of Wisconsin, Dartmouth College und Columbia University wahr.

Seit 1993 lehrte Günter H. Lenz am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen geschäftsführender Direktor er zweimal war. Lenz wirkte mit viel Respekt für die Kollegen und Kolleginnen vor Ort und gleichzeitig mit vielen neuen Ideen entscheidend an der Neuaufstellung der Humboldt-Universität nach der Vereinigung  mit. Gemeinsam mit Professorin Renate Hof richtete der international hoch angesehene Amerikanist seine Disziplin methodisch konsequent transnational, transkulturell und der Pluralität und Vielfalt verpflichtet aus. Einer seiner wichtigsten Schwerpunkte waren die African American Studies. Mit seiner Vorstellung von Kultur, die alte Denkmuster zu überwinden suchte, und jenseits der standardisierten Konzepte von Nation, Grenze, Ethnizität, Geschlecht, Normalität und Authentizität operierte, intervenierte Lenz erfolgreich in die Theoriedebatten des Faches. In Berlin engagierte sich Günter H. Lenz als Projektleiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung und war Gründungsmitglied des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung. Am Institut für Anglistik und Amerikanistik initiierte er 2002 die renommierten Distinguished W.E.B. Du Bois Lectures. Nicht nur ein besonderes Anliegen, sondern auch ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fach.

Die Amerikanistik an der Humboldt-Universität fühlt sich den Gedanken und Idealen von Günter H. Lenz auch weiterhin tief verbunden. Es fällt uns schwer, uns vorzustellen, auf seinen Rat, seine Anregungen, seine Fragen, seinen Humor und seine Menschlichkeit verzichten zu müssen.

 

Kontakt

Eva Boesenberg
Institut für Anglistik und Amerikanistik
E-Mail: eva.boesenberg@cms.hu-berlin.de

Martin Klepper
Institut für Anglistik und Amerikanistik
E-Mail: martin.klepper@staff.hu-berlin.de